Die Stadt Halberstadt ist heute noch reich an historischen Kirchengebäuden, obwohl im Laufe der Jahrhunderte und durch die Zerstörungen durch Krieg und 40 Jahren Real-Sozialismus einige Gotteshäuser aus dem Stadtbild verschwunden sind.
Markant und in Sachsen-Anhalt wohl einmalig ist die Stadtsilhouette, die - je nach Himmelsrichtung - die Türme von St. Martini, Dom und Liebfrauenkirche aufreiht. Sie zeugen von kirchlicher und bürgerlicher Macht, vom Selbstbewußtsein der Einwohner dieser Stadt im Mittelalter, die gerne, wie übrigens anderswo auch, diese Macht in repräsentativen Kirchenbauten darstellten.
Heute ist Halberstadt mit seinen etwa 40.000 Einwohnern eher ein kleines Städtchen mitten in Deutschland. Im westlichen Sachsen-Anhalt, am nördlichen Rand des Harzes gelegen ist sie eine Stadt, in der sich die Vergangenheit an ihrer Bausubstanz ablesen läßt. Neben dem eindrucksvollen Dom steht das neuerrichtete Stadtzentrum aus dem Jahr 1998 mit seinem Rathaus. Neben großflächiger Plattenbebauung stehen die Reste einer mittelalterlichen Fachwerkstadt, die teils im Krieg zerstört und teils in den 80er Jahren durch Abriß vernichtet wurde.
Die Bebauung als ein Bindeglied zwischen Gegenwart und Geschichte; nicht überall wurde diese Bindung zerstört. Die erhaltenen Kirchen erfüllen diese Funktion noch immer.
Dom St. Stephanus und Sixtus
Im Jahre 804 von Karl dem Großen als Bistum Halberstadt gegründet und dem Erzbistum Mainz unterstellt, war Halberstadt die früheste Bistumsgründung auf dem heutigen Gebiet der neuen Bundesländer. Das Bistum wurde als Missions- und Verwaltungsmittelpunkt des sächsischen Regierungsgebietes gebildet.
Zunächst als kleinerer Steinbau eingeweiht nahm der Dom schnell Gestalt an, stützte im Jahre 965 allerdings ein. Nach diesem Verlust und dem schrittweisen Abbruch des karolingischen und ottonischen Domes begann 1236 der Neubau des jetzigen gotischen Domes, auch weil Magdeburg als Erzrivale 1209 seinerseits mit dem Bau einer modernen gotischen Kathedrale begann. Nach der Fertigstellung 1491 wurde der Dom geweiht und 1591 evangelisch.
Am 8.April 1945 wurde Halberstadt fiel Halberstadt endgültig dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer. Zahlreiche Fachwerkhäuser wurden zerstört, auch Teile des Doms, der von 13 Bomben schwer getroffen wurde. Die DDR – Denkmalpflege setzte sich für den Wiederaufbau der zerstörten Domteile ein und auch nach der Wende wurde die Restaurierung fortgesetzt. Die Domimmunität lag auf einer erhöhten Terrasse oberhalb des Flusses Holtemme und wurde durch Wälle, später durch Mauern gesichert. Der Domplatz mit den beiden gegenüberliegenden Kirchen, dem gotischen Dom und der romanischen Liebfrauenkirche, gehört heute zu den eindrucksvollsten Plätzen in Deutschland.
Der Dom besitzt einen doppelgeschossigen Kreuzgang, in dem der Domschatz untergebracht ist. Dieser besitzt die bedeutendste Sammlung liturgischer Geräte und Textilien, die sich an einer deutschen Kathedrale erhalten hat. Einzig in der Welt sind die etwa 10 Meter langen romanischen Wirkteppiche.
Fakten zum Dom:
- Länge des Hauptschiffs: 102 m
- Gewölbehöhe des Hauptschiffs: ca. 27 m
- Höhe Seitenschiffe: 14 m
- Höhe der Türme: 91 m
Die Schriftstellerin Ricarda Huch (1864-1947) schreibt: "Viele Kirchen mögen prächtiger, merkwürdiger, kunstreicher sein als der Halberstädter Dom; dieser scheint mir von allen der edelste zu sein."
Der Dom steht heute im Eigentum der Domstiftung des Landes Sachsen-Anhalt. Die Evangelische Stadt- und Domgemeinde präsentiert den Domschatz und nutzt den gesamten Dombereich für Gottesdienste, Konzerte und Gemeindeleben.
>> Informationen zur Domorgel
Externe Links:
Domstiftung Sachsen-Anhalt | Domschatz des Domes zu Halberstadt | Wikipedia.de
Sankt Martinikirche
Informationen zur Orgel der Martinikirche erhalten Sie hier:
>> www.buergerkirche.de
Seit dem frühen Mittelalter ist St. Martini die Pfarrkirche der Altstadt, sie wird jedoch erst 1186 urkundlich erwähnt. Von einem Bau des 12. Jahrhunderts sind nur die Vierungspfeiler erhalten. Ende des 13. Jahrhunderts erfolgte der Bau des noch vorhandenen Hauptchores und der Nebenchöre.
Das Westwerk mit den zwei unterschiedlich hohen Turmhelmen ist von jeher Eigentum der Stadt Halberstadt und dessen Wahrzeichen. Baubeginn dieser mächtigen Doppelturmanlage, die als Wachturm diente, war zu Beginn des 14. Jahrhunderts.
Zur unterschiedlichen Größe der Türme gibt es verschiedene Theorien (Quelle: Wikipedia):
- Die meist verbreitete Theorie
Die Türme wurden mit Absicht unterschiedlich hoch gebaut, um dem Wächter im höheren Turm einen Blick in alle Richtungen zu verschaffen. Der Wächter brauchte einen Blick in alle Richtungen, da in Vororten wie in Sargstedt so genannte Alarmfeuertürme standen. Wenn der Wächter aus einer Himmelsrichtung Rauch gesehen hat, konnte er die Stadt alarmieren. Die Alarmfeuertürme waren bis zu 20 Kilometer von Halberstadt entfernt, was auch erklärt, warum man einen solch hohen Aussichtspunkt wie die Martinikirche benötigte.
- Theorie zum Bau
Die Martinikirche wurde nicht von der Kirche erbaut, sondern von Geldern wohlhabender Bürger. Während des Baus ging jedoch den Gebern das Geld aus und um Kosten zu sparen wurde beschlossen, den zweiten Turm nicht weiter auszubauen.
- Theorie zu einem Brand
Im Mittelalter soll die Martinikirche gebrannt haben, wobei ein Turm zerstört wurde. Da die Stadt jedoch nicht genügend finanzielle Mittel besaß, wurde der zerstörte Turm nur notdürftig wieder neu gebaut.
Das heutige Kirchenschiff ist eine dreischiffige, kreuzgratgewölbte Halle mit Querhaus aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Die Kirche war im Herbst 1989 Sammelpunkt reformwilliger Halberstädter Bürger, die sich unter dem Dach der Kirche zum "Gebet für unser Land" trafen. Am 3. Oktober 1990 war Deutschland wiedervereint.
Die Kirche gehört heute der evangelischen Stadt- und Domgemeinde.
Liebfrauenkirche
Der Halberstädter Bischof Arnulf gründete 1005 am westlichen Ende des Domplatzes ein Augustiner-Chorherrenstift, das bis 1810 besteht.
Die Stiftskirche wurde im Mittelalter mehrmals umgebaut und erweitert. Der jetzige Bau ist eine kreuzförmige, 3-schiffige romanische Basilika mit den vier Türmen. Hauptchor und die beiden Nebenchöre sind apsidial geschlossen.
Die Kirche besitzt vier Türme; im Westen eine Doppelturmfront mit rheinischen Rhombendächern und zwei Osttürme jeweils in den Zwickeln Langhaus-Querhaus. In Westlage befindet sich der gotische Kreuzgang.
Zu den bedeutendsten Ausstattungen gehören die Chorschranken aus der Zeit nach 1200. In Stucktechnik sind auf der Nordseite Christus und auf der Südseite Maria, jeweils flankiert von 6 Aposteln, dargestellt.
Nach der Bombardierung durch die alliierten Kräfte während des Zweiten Weltkrieges wurde die Kirche nach starker Beschädigung vor allem mit Hilfe des Halberstädter Architekten Walter Bolze innerhalb von 6 Jahren repariert und teilweise wiederhergestellt. 2003 wurde die Restauration großer Teile des zerstörten Gebäudes abgeschlossen.
Auszug aus Wikipedia:
- Chorschranken (um 1200/10, weltberühmte und einzigartige Stuckfiguren der 12 Apostel, Maria und Christus, fast lebensgroße Vollreliefs mit zum Teil noch originaler Fassung)
- Triumphkreuz (zweites Viertel des 13. Jahrhunderts)
- Fresken
- Gotischer Bronzeleuchter (1475, mit zwei Madonnengravuren)
- Chorgestühl (16. Jahrhundert, Flachschnitzereien und Drachenfiguren)
- Pieta (1420)
Die Kirche gehört der Evangelisch-reformierten Gemeinde in Halberstadt.
Sankt Moritzkirche
Die Moritzkirche ist Pfarrkirche der Neustadt, deren wichtigste Straße die Gröperstraße war.
1237 übergab das Domkapitel diese Kirche den Augustiner-Chorherren, die bis dahin außerhalb der Stadtmauern ihren Sitz hatten. Seit 1540 wurde die Stiftskirche für den evangelischen Gottesdienst genutzt. Von 1810 an, nach der Auflösung des Chorherrenstiftes ist sie evangelische Pfarrkirche.
Der heutige Bau ist eine dreischiffige, kreuzförmige, romanische Basilika mit Querhaus, ausgeschiedener Vierung und längsrechteckigem Chor aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts. Der beeindruckende Westbau ist schmucklos und ohne Zugang zum Kircheninneren. Er endet oben in zwei Türmen, die je ein Pyramidendach tragen.
Restaurierungen und Veränderungen erfolgten im 19. Jahrhundert im Bereich des Chores und des Querhauses.
Die Kirche besitzt heute noch eine wertvolle Innenausstattung aus der Zeit der Gotik bis zum Barock.
Der Evangelischen Moritzgemeinde von Halberstadt gehört diese Kirche.
Sankt Johanniskirche
Der Urprung ist ein Augustiner-Chorherrenstift, das 1030 durch den Halberstäder Bischof Brantog gegründet wurde. Es lag im Westen der Stadt, außerhalb der Stadtmauern.
Nach der Zerstörung im 30-jährigen Krieg wurde das Stift in die Stadt zurückverlegt. Noch während des Krieges wurde 1646-1648 durch den Quedlinburger Zimmermeister Wulf Götze im Westendorf ein Neubau errichtet. Es handelt sich um eine der größten Fachwerkkirchen Mitteldeutschlands.
Die Kirche ist ein schmuckloser Fachwerkbau mit einem 5/10-Chorschluß. Der Westgiebel ist massiv, die Kirche trägt einen Dachreiter. Im Innern besitzt sie eine dreiseitig umlaufende Empore und eine Kassettendecke, die von zwei Stützenreihen getragen wird.
Die reiche Innenausstattung stammt zum großen Teil noch aus der Erbauungszeit.
Frei neben dem Kirchenschiff steht der Glockenturm mit massivem Unterbau und einem Glockengeschoß aus Fachwerk.
Die Kirche gehört der evangelischen Johannisgemeinde.