Orgel der MoritzkircheDie Jesse-Orgel der Moritzkirche

Unzerstört erhalten geblieben ist die Halberstädter Jesse-Orgel. Das hat sie nicht zuletzt ihrem Standort zu verdanken. Am nördlichen Rand des historischen Stadtkerns gelegen, ist die aus der Romanik stammende Moritzkirche der Zerstörung der letzten Kriegstage entgangen. Heute wird sie zu Gottesdiensten und als ganzjährige Konzertkirche genutzt. Nach ihrer Sanierung in den 1970er und 80ger Jahren, sollte auch die Orgel folgen. Diese wertvolle spätbarocke Schleifladenorgel von 1786/87 des namhaften Halberstädter Orgelbaumeisters und Pauls-Organisten Balthasar Georg Christoph Jesse (1741-95) sollte in ihrer interessanten und auf den Kirchenraum abgestimmten Originaldisposition wieder erklingen. Im Jahre 1998 konnte mit einer Restaurierung durch die Halberstädter Orgelbaufirma R. Hüfken begonnen werden. Bei dieser Gelegenheit sollte das Instrument eine Rückführung auf die ursprüngliche Disposition erfahren, da Anpassungen an den sich ändernden Musikgeschmack des 19. Jahrhunderts (durch Wilhelm Bergen 1855 und Ed.Hülle/A.Hülle 1883/1900 und 1912) dem Instrument klanglich abträglich waren und aus der erhaltenen Substanz eine Rückführung möglich und sinnvoll war. Musikwissenschaftlich begleitet wurde diese Aufgabe durch Prof. Menger. Aus finanziellen Gründen mußte dieses große Vorhaben für eine kleine Gemeinde in mehrere Bauabschnitte aufgeteilt werden. 1998 begonnen, ist sie wieder spielbar, benötigt aber z.Z. nach Fertigstellung der kompletten Mechanik noch die Restaurierung des reinen Pfeifenwerks von 13 Registern.
In der originalen Disposition sind folgende Register enthalten (kursiv: ausstehende Register):

Hauptwerk Oberwerk Pedal
Quintatön 16` Quintatön 8` Subbaß 16`
Principal 8` Gedackt 8` Violon 16`
Gedackt 8` Flauto travers 8` Oktav 8`
Gamba 8` Principal 4` Oktav 4`
Gemshorn 8` Gedackt 4` Posaune 16`
Oktav 4` Nasard 2 2/3`  
Spitzflöte 4´ Oktav 2`  
Quinte 2 2/3´ Quinte 1 1/3´  
Waldflöte 2´ Mixtur 3fach  
Sesquialtera 2fach Hautbois 8´  
Mixtur 4fach Vox humana 8`  
Trompete 16`    
Trompete 8`    
     


Thomas Kruse

Der Tonumfang einer um 1580 gebauten Orgel ging bis c der 3''' Orgel der MoritzkircheOktave. ... Die Orgel besaß am Werk u.a. Prinzipal 8', Gedackt 8', Oktav 4', Waldflöte 2' und Mixtur 4fach, im Rückpositiv u.a. Quintatön 8', Prinzipal 4', Spitzflöte 4', Oktave 2' und Mixtur 3fach. Am 7.9.1785 Neubau durch Christoph Jesse- Halberstadt. Übernommen wurden: Hauptwerk: Prinzipal 8', Gedackt 8', Oktave 4', Waldflöte 2' und Mixtur 4fach, Oberwerk : Quintatön 8', Prinzipal 4', Nasard 2 2/3', Oktave 2', Quinte 1 1/3', Mixtur 3fach, Pedal: Subbaß 16'. (evtl. von Esaias Compenius?) Der historische Orgelprospekt wurde von Bildschnitzer Franz Bartoly angefertigt. (Fragebogen A über den Bestand an Orgeln in der Provinz Sachsen)